Heute wäre Fritz Wunderlich 90 Jahre alt geworden

Passfoto von Fritz Wunderlich in seinem Anmeldeformular
Fritz Wunderlich in seinem Aufnahmeformular für die Hochschule für Musik Freiburg

Unbestritten ist Fritz (Friedrich) Wunderlich einer der berühmtesten Absolventen der Hochschule für Musik Freiburg. Geboren am 26. September 1930 würde er heute seinen 90. Geburtstag feiern, wenn er nicht bei einem tragischen Unfall mit nur 35 Jahren ums Leben gekommen wäre.

Fritz Wunderlich wurde in einen musikalischen Haushalt geboren. Sein Vater war Kapellmeister, seine Mutter Musiklehrerin. Nachdem der Vater früh verstarb, lebte die kleine Familie in beständigen Geldsorgen. Fritz Wunderlich nutzte daher sein musikalisches Talent, um Geld zu verdienen. Er spielte auf Tanzmusiken Akkordeon und Waldhorn. Auch in Orchestern verdingte er sich als Hornist.

Die Hochschule für Musik Freiburg nahm ihn mit den Fächern Gesang und Horn auf. Man hatte ihm dazu geraten, das Horn als zweites Hauptfach zu wählen, damit er als Musiker finanziell sicher aufgestellt sei.

Drei Wochen nach seiner Aufnahme wurde ihm eine erste Bescheinigung zur Erlangung einer Ausbildungsbeihilfe aus Soforthilfemitteln ausgestellt. Darin heißt es: „Da gerade Tenöre ausserordentlich selten sind, kann mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass er bei guter Entwicklung sich eine sichere Lebensexistenz aufbauen kann.“ Auf Studienbeihilfen war er bis zum Ende seines Studiums angewiesen.

Von der Not, in der er sein Studium verbrachte, zeugt auch ein Brief vom 28. Juni 1955 an die Hochschule:

 

Betr.: Bitte um Beurlaubung und Abschluß des Studiums an der Hochschule.

 

Ich bitte für den Rest des Semesters vom 1. Juli an um Beurlaubung, da ich durch Konzerte, Rundfunk- und Grammophonaufnahmen derartig in Anspruch genommen bin, dass es mir nicht möglich ist, meinen Unterricht ordnungsgemäß bis zum Semesterende zu absolvieren.

Wie an der Hochschule bekannt ist, beginnt am 1. August mein Vertrag mit dem Württembergischen Staatstheater in Stuttgart. Das bedeutet, dass mit dem laufenden Semester mein Studium an der Hochschule beendet ist. Zum Wintersemester 1950/51 kam ich nach Freiburg, um auf Anraten von Herrn Professor Müller-Blattau, der am Gymnasium meiner Heimatstadt Kusel mein Musiklehrer war, Gesang zu studieren. Damals war es für mich nicht leicht, dieses Studium zu beginnen, von dem ich nicht einmal wusste, ob es mir das heiß ersehnte Ziel, Sänger zu sein, bringen würde.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten stellten mich häufig vor unlösbar scheinende Probleme. Gesundheitsschäden, bedingt durch die nächtelangen Tanzmusiken, die mir meinen Lebensunterhalt einbrachten, stellten sich ein. Oft war ich fest entschlossen, diesen mir sinnlos erscheinenden Kampf aufzugeben. Daß ich dieses nicht tun musste, dass ich aus allen diesen tiefen Depressionen immer wieder herausfand, ist zuerst das Verdienst meiner Lehrerin, Frau Professor Margarethe von Winterfeldt. Sie war es, die mich sängerisch denken und fühlen lernte, die mir in liebevollem, sorgfältigem Unterricht den Weg aufzeigte, den ich gehen musste. In den langen Jahren meines Studiums war sie mir mehr als eine Lehrerin, sie war mir das Ideal und Vorbild des künstlerischen Menschen und wird dies für mich immer sein. Ihr gilt mein Dank und meine tiefe Verehrung, solange ich denken kann.

Jedoch auch der Hochschule möchte ich danken, ganz besonders Herrn Professor Dr. Scheck, für die wirtschaftliche Hilfe, ohne die es mir nicht möglich gewesen wäre, mein Studium zu vollenden. Ich möchte meinen Dank dadurch abstatten, dass ich alles daran setzen werde, das Vertrauen, das die Hochschule und alle meine Lehrer in mich setzten, zu rechtfertigen und ein guter Sänger zu sein.

Die nun hinter mir liegenden 5 Jahre meines Studiums waren die wertvollsten und schönsten meines Lebens. Sie haben aus mir einen Menschen gemacht, der weiß, wo sein Ziel ist und für den es nur eins gibt, dieses Ziel nun auch zu erreichen. Lassen Sie mich noch einmal meinem tiefen Dank Ausdruck verleihen.

Mögen alle jungen Menschen, die an der Hochschule studieren, soviel wertvolle Erfahrungen mit ins Leben nehmen, wie ich es tun darf.

 

Fritz Wunderlich

 

Wer mehr über Fritz Wunderlich erfahren möchte, dem sei die Biografie von Werner Pfister aus dem Schott-Verlag empfohlen. Und um seinen 90. Geburtstag gebührend zu begehen, der Griff in den heimischen Plattenschrank.